Nach ihrem Bachelor war Louis Purba klar, dass sie nicht direkt in die Arbeitswelt einsteigen will. In ihrem Jahr als Süd-Nord Freiwillige in der Evangelischen Jugend hat sie genau das gefunden, was sie gesucht hat: neue Freund*innen, neue Herausforderungen und neue Erkenntnisse über sich selbst.
„Warum suchst du dir nicht einfach einen Job, jetzt nach deinem Bachelor?“ Das war eine Frage, die Louis Purba oft beantworten musste. Die 23-Jährige war fertig mit ihrem Architekturstudium, doch so eine richtige Ahnung, wohin es danach gehen sollte, hatte sie nicht.
Sie fühlte sich noch nicht bereit, für immer arbeiten zu gehen und wollte nochmal etwas neues erleben, neue Leute kennenlernen. Ihre Kirche in Indonesien bot ein Programm für ein freiwilliges Jahr in Deutschland an und Louis war begeistert von der Idee. „Meine Familie hat immer bei Freiwilligen-Aktionen mitgemacht, zum Beispiel, wenn es wieder ein Erdbeben gab. Ich kenne es nicht anders.“ Sie bewarb sich, doch ihre Anreise im Februar mussten sie wegen der Corona-Pandemie verschieben.
Mehr als ein Jahr später, reiste Louis dann nach Dortmund, um ihr Jahr als Süd-Nord Freiwillige in der Kontaktstelle der Evangelischen Jugend zu beginnen.
„Der Gedanke der Süd-Nord Freiwilligen ist gelebte Ökumene. Christ*innen weltweit sind so verbunden.“, erzählt Jenny Kolbus. Sie ist Referentin der Evangelischen Jugend in Dortmund und arbeitet mit Louis zusammen. Louis nimmt in ihrem Jahr an den Seminaren für die Jugendleitenden und Schulungen in der Jugend teil. Außerdem ist sie für die Projektplanung zuständig und kümmert sich um alle kleineren Aufgaben, die in der Kontaktstelle anfallen. So hilft die 23-Jährige im August bei dem Projekt der Evangelischen Jugend im Weltgarten im Westfalenpark.
„Die Zusammenarbeit mit Louis ist super. Wir alle verstehen uns sehr gut und sie ist sehr fleißig“, findet Jenny Kolbus. Die beiden tauschen sich während der Arbeit auch über kulturelle Unterschiede aus. „Es sind immer sehr wertvolle Gespräche, die wir führen. Mit Louis genauso wie mit ihrem Vorgänger Josehpat.“ Jospehat, der vor Louis in der Kontaktstelle gearbeitet hat, kam aus Tansania nach Deutschland. In den Gesprächen hätte man viel über Stereotype in Deutschland, Indonesien und Tansania geredet und sich von ihnen lösen können, erzählt die Referentin der Evangelischen Jugend.
Die Freiwilligen bringen viel Erfahrung mit
Besonders spannend findet Jenny Kolbus, dass die Freiwilligen anders als die FSJler, die sich parallel beschäftigen, viel weiter in ihrem Leben sind. „Die FSJler*innen kommen meistens direkt nach der Schule zu uns, während die Süd-Nord Freiwilligen meistens schon ein Studium abgeschlossen haben. Das ist für uns sehr spannend, da sie viel mehr Erfahrung haben.“
Austausch im Volunteers House
Neben der Arbeit in der Kontaktstelle besuchen die Freiwilligen einen Deutschkurs. Die Fortschritte, die sie machen, seien erstaunlich, sagt Jenny Kolbus. Louis lernt gern, gibt aber auch lachend zu „Deutsch ist einfach eine sehr schwierige Sprache.“
Mit ihren Mitbewohner*innen sprechen sie „ein bisschen Deutsch und ein bisschen Englisch“, erzählt Louis. Sie wohnt derzeit mit zwei anderen Süd-Nord Freiwilligen im Volunteers House. Frisch renoviert zwischen Kirche und Kindergarten, befindet sich das kleine Einfamilienhaus., indem bis zu vier Freiwillige wohnen.
Als Freiwillige*r kann man nicht nur bei der Evangelischen Jugend arbeiten, sondern auch andere Projekte und Stellen unterstützen. Ihr Mitbewohner Georges arbeitet im offenen Ganztag der Kreuzschule, während ihre Mitbewohnerin Esperence in der Zentralen Beratungsstelle für wohnungslose Menschen der Diakonie Dortmund tätig ist. Zusammen kochen sie, spielen im Garten Badminton und tauschen sich über ihre Heimat aus.
„Ich lerne so viel über den Kongo und die beiden lernen viel über Indonesien. Das Zusammenwohnen ist schon echt spannend“, erzählt Louis. Außerdem trifft sich Louis oft mit anderen jungen Menschen aus der Lydia-Gemeinde. „Egal woher man kommt, man ist sich schon sehr ähnlich und hat manchmal auch dieselben Interessen.“, erzählt Louis.
Sie hat schon viel in Dortmund gesehen und plant auch andere Teile des Landes zu erkunden: „Weil ich Architektur studiert habe, bin ich natürlich sehr interessiert an den verschiedenen Bauarten in Deutschland und den Unterschieden zu Indonesien.“ Besonders spannend findet sie Berlin, erzählt Louis.
Obwohl sie erst seit wenigen Monaten in Deutschland ist, hat sie schon sehr viele Kontakte knüpfen können, auch außerhalb des Landes. „In der letzten Woche haben wir beim Global Youth Faith Event mitgemacht. 260 Leute aus neun verschiedenen Ländern kamen zusammen und ich habe so viele tolle Menschen kennengelernt.“, erzählt Louis.
Für sie war es besonders schön, dass andere Teilnehmer*innen von der Jugend, wie Jenny Kolbus, sich täglich im Volunteers House getroffen haben, um an den Workshops digital teilzunehmen. Sie haben Gerichte aus verschiedenen Ländern nachgekocht, zusammen gesungen und getanzt. Louis war außerdem im Tech-Team und hat für das Event Videos gefilmt und geschnitten.
„Das ist genau das, was ich mir durch das Jahr hier erhofft habe: Ich konnte vorher nur ein wenig mit Videobearbeitung umgehen, aber ich habe mir dann viel selbst beigebracht. Ich find es gut, dass ich über mich hinauswachse.“ Louis freut sich auf ihre weiteren Projekte – auch wenn sie ihr zu Hause oft vermisst. „Meine Mutter unterstützte mich von Anfang an. Wir reden jeden Tag miteinander.“ Was sie nach dem Jahr in der Kontaktstelle macht, ist nach der kurzen Zeit in Dortmund noch offen. „Vielleicht bleibe ich in Deutschland und mache meinen Master“, überlegt Louis – denn bisher gefalle es ihr in ihrem Freiwilligen Jahr sehr gut.
Die Evangelische Jugend erreicht ihr hier.
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