Licht in die Gemeinde und zu den Menschen bringen – darum geht es bei der jährlichen Friedenslichtaktion. Hendrick Heimbruch ist Pfadfinder des DPSG Stammes St. Meinolfus Dortmund-Wambel und bringt seit 16 Jahren das Licht in seine Gemeinde. Wir haben ihn während der Aktion in der St. Jospehskirche besucht.
Hendrick steht auf der wackeligen silbernen Leiter und befestigt ein orangenes Seil um die steinernen Pfeile in der St. Josephskirche in der Dortmunder Nordstadt. Konzentriert bindet er das lilafarbene Banner mit dem Symbol einer weißen Lilie fest. Die Lilie, ein zentrales Zeichen der Pfadfinder:innenverbände, leuchtet hell auf dem dunklen Hintergrund.
Pfadfinder:innen aus verschiedenen Stämmen und Verbänden in Dortmund sind in der Kirche zusammengekommen, um bei den Vorbereitungen für die Gottesdienste der Friedenslichtaktion zu helfen. Sie verteilen Spiegel auf die Kirchenbänke, bereiten die Kerzen vor und proben die Lieder für die Messe ein. Während sie um Hendrick herumlaufen, knotet er weitere Banner an die Schnur.
Der Österreichische Rundfunk rief die Friedenslichtaktion 1986 ins Leben. Seit 1994 findet die Aktion ,organisiert von dem Ring deutscher Pfadfinder:innenverbände, auch in Deutschland statt. Das Licht reist mit dem Flugzeug von Bethlehem nach Wien, wo es Delegierte aus Deutschland zu Verteilstellen bringen.
Mit dem Friedenslicht zum Seniorenheim
Hendrick ist seit 16 Jahren Teil der Friedenslichtaktion in Dortmund. Er fährt nach dem letzten Gottesdienst mit dem Licht in seine eigene Gemeinde und in das Johanniter-Haus in Hörde. „Der Besuch im Seniorenheim ist einer der wichtigsten Gründe für mich bei der Aktion dabei zu sein“, erzählt der 22-Jährige, „Es ist sehr schön zu sehen, wie sich die Senioren über das Licht freuen.“
Aufgrund der Corona Pandemie finden, statt dem üblichen großen Gottesdienst, drei kleine Messen statt. Dafür konnten sich Pfadfinder:innen, die das Licht in ihre Gemeinden und Stämme bringen wollen, vorher anmelden. Auch Privatpersonen dürfen an den Messen teilnehmen. Mit Wortbeiträgen und Musik einer Live-Band wird das Friedenslicht, das in diesem Jahr unter dem Motto „Friedensnetz – ein Licht, das alle verbindet“ steht, verteilt.
Kassandra, die Teil der Friedenslicht AG ist, erzählt, dass die Pfadfinder:innen jedes Jahr den Gottesdienst nach dem aktuellen Motto gestalten. „Wir haben einiges ausprobiert, um das Lichternetz darzustellen“, erzählt sie. Sie hatten unter anderem versucht, mit Steckdosen zu arbeiten, hätten sich dann aber für Spiegel entschieden, mit denen die Teilnehmenden der Messe ein Lichtnetz aufbauen sollen.
Pfadfindersein bedeutet Gemeinschaft
Hendrick, der seit dem Kindergarten bei den Pfadfinder:innnen des DPSG Stamm St.Meinolfus Dortmund-Wambel ist, findet es schade, dass nicht alle Menschen zu einer Feier zusammenkommen dürfen. „In den Jahren vor der Pandemie war die Kirche immer komplett voll, da ist die Stimmung eine ganz andere.“, erzählt der Dortmunder. Er hofft, dass bald wieder eine große Feier stattfinden kann, damit „die Freude und Energie auch wieder größer sein kann.“ Dann erhofft er sich, dass auch mehr Pfadfinder:innen aus einem Stamm an der Aktion teilnehmen.
Hendrick, der eine Ausbildung zum Rettungssanitäter macht, hat einen engen Freundeskreis innerhalb seines Stammes aufbauen können. „Pfadfindersein kann man am besten mit Gemeinschaft beschreiben“, findet er. Ob die gemeinsamen Aktionen wie das Friedenslicht, Gruppenstunden oder das Sommerlager, für ihn sind die Pfadfinder:innen Teil seines Alltags und er schätzt die Freundschaften dort sehr. „Ich habe einige Schulfreunde von mir mit zu den Gruppenstunden genommen, die dann Teil des Stammes geworden sind. So konnte ich Freundschaften auch über Schulwechsel hinweg aufrechterhalten“, erinnert er sich.
Robert Baden-Powell, der die Pfadfinder:innen gegründet hat und das erste Pfadfinder:innenlager durchführte, war unter anderem der Grundsatz des „learning-by-doing“ wichtig. Auch Hendrick habe durch diesen Grundsatz der Pfadfinder:innenbewegung viele Erfahrungen sammeln können. „Besonders in den Sommerlagern habe ich einen ganz anderen Umgang miteinander gelernt. Das hätte ich so, ohne den Stamm, nicht erlebt.“ Den Kindern und Jugendlichen werde beigebracht, eigenständig zu denken und Aufgaben zu lösen. Außerdem gehe es um die eigenen Grenzen und auch die Art, wie mit Regeln umgegangen werde.
Kinder lernen ihre Grenzen kennen
„Die Lager geben den Kindern die Möglichkeiten auszutesten, was bei einem Regelbruch passiert. Sie lernen, dass ihr Handeln direkte Konsequenzen hat.“ Wenn sie die Schlafenszeiten zum Beispiel nicht einhalten, merken sie am nächsten Tag, dass sie nicht besonders fit seien. Das hat Hendrick schon oft auf den Fahrten als Teilnehmer und Leiter miterlebt, erzählt er und lacht.
Eine wichtige Voraussetzung, die die Kinder und Jugendlichen für die Sommerlager mitbringen müssen, sei das Vertrauen in sich selbst: „Es ist wichtig, da sie viel ausprobieren dürfen, dass die Kinder sich selbst und ihre Grenzen kennenlernen“, betont der 22-Jährige.
Ein weiterer Bestandteil der Lager sind die „Haiks“, bei denen die Pfadfinder:innen zwar mit Ziel, aber ohne konkreten Schlafplatz wandern. „Ich habe bei den Haiks viel erlebt: Es gab viele gute, aber auch schlechte Erfahrungen. Ich habe sowohl in einer Feuerwehrwache von der Freiwilligen Feuerwehr übernachtet, als auch in einem Gartenhaus voller Spinnen.“ Als Leiter gehe er nun weniger auf Haiks, gibt Hendrick zu.
Das Ehrenamt ist Teil seines Alltags
Auch wenn die meisten Menschen positiv auf sein Engagement reagieren, habe er auch vereinzelnd mit Klischees zu kämpfen. „Immer wieder fragen mich Leute, ob wir auch mehr machen würden, als nur Kekse zu verkaufen“, erzählt er. Oft kann er erklären, was die eigentlichen Aufgaben der Pfadfinder:innen sind und schmunzelt über die Vorurteile.
Hendrick engagiert sich neben seiner Arbeit bei dem DPSG Stamm St.Meinolfus Dortmund-Wambel beim Löschzug 11 der Freiwilligen Feuerwehr Dortmund in Sölde. „Für mich ist Ehrenamt ein Teil meines Alltags“, erzählt er. Er engagiert sich gern und sei immer mit vollem Herzen bei den Aktivitäten dabei.
Auch wenn er gern bei der Feuerwehr und den Pfadfinder:innen dabei sei, sehen sich beide Gruppe als Konkurrenz an. „Das Gute ist, dass beide Ehrenämter grundverschieden sind, jedoch konkurrieren sie am Ende in Sölde um die Jugendlichen.“ Während es bei der Feuerwehr mehr um sicherheitstechnische Aspekte gehe, sei der Pädagogische Teil der Persönlichkeitsentwicklung bei den Pfadfinder:innen präsenter.
Während des ökumenischen Gottesdienstes zum Friedenslicht kann Hendrick beide Ehrenämter verbinden. Er ist Brandsicherheitswache und achtet während des Gottesdienstes darauf, dass sicher mit dem Feuer umgegangen wird. Neben dem gemeinsamen Singen und der Verteilung des Friedenslichts, bauen die Besucher:innen mit Spiegeln ein eigenes Friedensnetz in der Kirche. Die Reflektionen der Spiegel scheinen hell durch die Kirche und erinnern daran, „Licht in alle Winkel des Landes zu bringen“ erinnert der Pfarrer. Auch Hendrick wird nach den drei Gottesdiensten in seine Gemeinde aufbrechen und das Friedenslicht zu den Menschen in seiner Gemeinde bringen.
Mehr Informationen zu den Pfadfinder:innen gibt es hier.
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