Dieter Grützner hat sowohl die Jugendarbeit in den 1970er als auch in den 1990er beim Jugendring Dortmund mitgestaltet. Als Mitglied des Jugendring Dortmund hat er sich für den Erhalt der Steinwache eingesetzt und den Jugendring in Zwickau unterstützt. Der größte Wandel in all den Jahren? Der Jugendring arbeitet enger zusammen – die Flügelkämpfe gehören der Vergangenheit an.
„Jugendverbände mussten damals gar nicht viel machen, die Kinder waren einfach da,“ erinnert sich Dieter Grützner. Er war damals in den 1970er bei den Falken in Dortmund aktiv. Zu Zeiten der Babyboomer habe es in dieser Kinder- und Jugendorganisation sieben Gruppen allein am Borsigplatz gegeben – er selbst war seit seinem neunten Lebensjahr im Verband. „Die Zeiten sind heute natürlich ganz anders – die Verbände müssen den Kindern viel mehr bieten, da es so eine große Vielfalt an Angeboten gibt.“ Es sei viel schwieriger Kinder und Jugendliche zu begeistern.
Dieter Grützner blickt auf eine lange Zeit in der Jugendarbeit zurück. Nach der jahrelangen ehrenamtlichen Arbeit bei den Falken wurde er 1976 hauptamtlicher Jugendbildungsreferent. Den Jugendring hat er von 1972 bis 1976 als Verbandsvertreter in der Vollversammlung und 1992 bis 2009, davon drei Wahlperioden als Revisor, mitgeprägt.
Angefangen hat sein Engagement im Alter von 16 Jahren als Gruppenleiter bei den Falken. Er hat dort Kinder und Jugendliche betreut und gehörte im Alter von 18 Jahren dem Unterbezirksvorstand an. Auf einer Jahreskonferenz der Dortmunder Falken wurde er als Delegierter für den Jugendring Dortmund gewählt.
Seine erste Amtsperiode beim Jugendring war geprägt von politischen Flügelkämpfen, erinnert sich der Dortmunder. „Es gab viele Auseinandersetzungen von sogenannten linken Organisationen und konservativen Verbänden.“ Diese Konflikte hätten sich auch in der Vorstandwahl ausgedrückt – Aufnahmeanträge linker Organisationen scheiterten regelmäßig.
Der Erhalt der Steinwache: Zusammenarbeit beim Jugendring
Doch für eine gemeinsames Ziel konnte der Jugendring Dortmund die Verbände zusammenbringen: Der Erhalt der Steinwache als Einrichtung einer Mahn- und Gedenkstätte. „Wir haben zusammen daran gearbeitet, dass die Steinwache weitergenutzt werden kann.“ Sowohl beim Jugendring als auch mit den Falken als Verbandsfunktionär war er stark in den Kampf um die Steinwache eingebunden. Für Dieter Grützner war dieser Zusammenhalt und die Entscheidung der Stadt, dass die Gebäude erhalten bleiben und die Dauerausstellung „Widerstand und Verfolgung in Dortmund 1933-1945“ erstellt wurde, ein besonderer Erfolg.
In den 1990er ist das gemeinsame Arbeiten stärker in den Vordergrund gerückt. „Es gab gemeinsame Statements von Verbänden und den Konsens, dass zusammen mehr erreicht werden kann. Die politischen Flügelkämpfe haben ein Ende gefunden“, erinnert sich Dieter Grützner.
Der Jugendring konnte sich so als Jugendring viel stärker als Interessenvertretung Dortmund Kinder und Jugendlicher bei der Stadt und den Behörden einsetzten. „Diese Entwicklung ist einfach jugendpolitisch von Vorteil“, weiß der ehemalige Revisor.
Seine Zeit bei den Jungen Humanisten
Als Revisor überprüfte er den Haushalt: Stimmen die Ein- und Ausgaben des Jugendrings? Sind die realen Ausgaben im Einklang mit dem Haushaltsplan? „Die Funktion ist sehr wichtig, wird aber sehr unterschätzt. Es ist von Bedeutung ein Auge darauf zu haben, ob bei den Ausgaben alles seine Richtigkeit hat und nicht zu viel ausgegeben worden ist.“
Dieter Grützner war zu dieser Zeit für die Jungen Humanisten im Jungendring. Er hat 1989 als Sozialarbeiter bei der Stadt Dortmund gearbeitet, als der damalige Präsident des Humanistischen Verbandes NRW ihm die Landesgeschäftsführung anbot. Der Verband hatte bis dahin seine Jugendarbeit vernachlässigt. Sie hatten die Jugendlichen oft nicht im Verband eingebunden, Dieter Grützner sollte dies mit seiner Stelle ändern. Er wurde darüber hinaus als Vertreter der Jungen Humanisten in den Jugendring Dortmund delegiert.
Eine große inhaltliche Veränderung im Jugendring war zu Beginn der 2000 die Entwicklung eines neuen Leitbilds für den Jugendring. Neben der Friedensarbeit, die schon immer einen großen Teil des Engagements ausmachte, ging es auch darum, die Zusammenarbeit der Verbände zu stärken und getrennt von eigenen Zielen als Interessenvertretung zu agieren: „Das Leitbild hat sich seitdem weiterentwickelt, aber der Fokus ist immer noch derselbe.“
Reisen nach Zwickau und Großbritannien
In seiner späteren Amtszeit fokussierte sich der Jugendring auch auf die Jugendarbeit außerhalb von Dortmund. Dieter Grützner reiste nach dem Mauerfall zusammen mit einer Delegation nach Zwickau, Dortmunds Partnerstadt und unterstütze dort den Aufbau eines Jugendrings. „Jugendarbeit war vorher staatsgeleitet und es war wichtig, dass die Verbände sich organisierten.“ Er selbst beteiligte sich an Seminaren und Zusammenkünften Zwickauer Jugendverbände und half bei der Organisation der Arbeitsgemeinschaft.
„Es war einfach grandios zu sehen, wie wir die Jugendarbeit in Zwickau stärken konnten“, erinnert sich Dieter Grützner. 2000 organisierte der Jugendring eine Studienfahrt nach Großbritannien. In Belfast und Glasgow haben sich die Dortmunder*innen mit Organisator*innen von Jugendverbänden in Großbritannien getroffen. „Es war sehr spannend zu sehen, wie außerhalb von Deutschland Jugendarbeit funktioniert.“
Dieter Grützner hat durch seine langjährige Arbeit bemerkt, wie wichtig die Zusammenarbeit im Jugendring ist. „Die Verbände dürfen sich nicht auseinanderdividieren lassen. Es wird immer versucht, bei der Jugendarbeit einzusparen. Nur zusammen können die Jugendverbände finanziell gesichert bleiben.“ Der Jugendring, der von der Stadt die Mittel für die Arbeit der Jugendverbände erhält, gibt diese durch einen selbst erstellten Verteilerschlüssel autonom an die Verbände weiter. „Etwas worauf wir zurecht stolz sein können“, betont er.
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