Simon Vogt und Vivienne Hartmann sind das Kinderprinzenpaar 2021/22 der Stadt Dortmund. Gemeinsam beschreiten sie die „Fünfte Jahreszeit“. Wir haben die 10-Jährigen bei den Vorbereitungen zu ihrer Proklamation begleitet.
Simon Vogt und Vivienne Hartmann stehen in der blau-weiß gestrichenen Pausenhalle der Gesamtschule Scharnhorst. Fest umschlossen halten sie die roten geflochtenen Körbe, in denen sich bunte Bonbons befinden. Vereinzelnd ragen Lebkuchenherzen mit Zuckerschrift aus ihnen heraus. Mit großer Sorgfalt haben die Begleiterinnen der Kinder die Herzen zuvor in die Körbe gelegt. Simon und Vivienne – die bald als Prinz Simon I. und Prinzessin Vivienne I. auf die Bühne in der Aula treten werden – beginnen, sich Richtung Bühne zu bewegen. Kurz vor dem Eingang zur Aula rücken die Begleiterinnen die Kleider des Paares zurecht. Nervös und voller Vorfreude betreten die 10-Jährigen, begleitet von lauter Blasmusik, die rot-weiß geschmückte Aula.
Die Kinderprinzen-Proklamation ist der Start der Session für Simon und Vivienne. Bis einschließlich Rosenmontag besuchen sie als Kinderprinzenpaar Karnevalsveranstaltungen, verleihen Orden und werfen Kamelle auf Karnevalsumzügen.
Simon ist Mitglied der KG Grün-Gold Scharnhorst und stand in der Session 2017/2018 als Adjutant schon Prinz Leon I. zur Seite. Aus der Session hat er gelernt, mit seinem Lampenfieber auf der Bühne umzugehen: „Ich stelle mir vor, dass niemand vor der Bühne steht. Das hilft mir gegen meine Nervosität.“ Besonders bekannte Gesichter, wie Familienmitglieder, meide der Sechstklässler auf der Bühne.
Eine Aula in Rot-Weiß
Von der Aufregung ist den Beiden wenig anzumerken, als sie die Gäste begrüßen. „Dortmund Helau“ rufen Simon und Vivienne energisch, während sie die bunten Bonbons in die Menge werfen. Rot-weiße Ballons schweben über den Köpfen der knapp 100 Karnevalist*innen, die gespannt auf das neue Kinderprinzenpaar schauen und ihnen zuwinken. Die Aula der Gesamtschule Scharnhorst leuchtet in Rot-Weiß.
Simon und Vivienne verleihen während der Proklamation 100 Orden. Für die Fünftklässlerin war es der erste Auftritt als Teil des Kinderprinzenpaars. Sie ist Mitglied der Narrenzunft Blau-Weiß 1964 und war dort bisher in der Jugendgarde aktiv.
Beide Kinder sind durch ihre Familien zum Karneval gekommen und freuen sich sehr auf die Session – auch wenn sie nicht allem etwas abgewinnen können. „Ich finde es schon manchmal sehr lustig, welche Musik gespielt wird“ gibt Simon zu, während Vivienne die Nase rümpft. Karnevalsmusik sei nicht so ihr Ding, gesteht sie.
Ausgelassene Stimmung in der Gruppe
Die klassischen Karnevalslieder wird sie in den nächsten Monaten wahrscheinlich trotzdem zu genüge hören. Bis zu 400 Auftritte haben die beiden in der Session vor sich. „Das klingt viel für Leute, die sich nicht auskennen im Karneval. Aber es ist zu schaffen“ betont Petra Neumann. Zusammen mit Roswitha Buchholz begleitet sie die Kinder zu allen Veranstaltungen. Am Wochenende stehen meistens bis zu 10 Termine an einem Tag an.
Simon und Vivienne sind gespannt auf die kommende Session und verstehen sich mit den Paginnen Lara und Vivian, dem Adjutanten Julian und dem Standartenträger Dominik sehr gut. Sie albern vor dem Auftritt in dem Klassenraum, in dem sie sich vorbereiten, rum – die Stimmung ist sehr ausgelassen.
Im selben Raum machen sich auch Connor und Lucy fertig. Sie waren 2019/2020 als Kinderprinzenpaar der Dortmunder Karnevalsjugend unterwegs. Bis zu der offiziellen Vorstellung des neuen Kinderprinzenpaares sind die beiden Dortmunder*innen noch im Amt – und das länger als gedacht. Da kurz nach Rosenmontag 2020 jegliche Aktivität der Karnevalsjugend coronabedingt ausgefallen war, verzögerte sich die Proklamation des neuen Paares um ein Jahr. „Ich bin mit 14 als Prinz aufgetreten und bin mit 16 noch im Amt – das ist schon altersmäßig die Grenze“, erzählt Connor und lacht.
Die Organisation hinter den Auftritten
Beide hatten in ihrer Session sehr viel Spaß, haben aber auch gelernt, wie viel Organisation ein Auftritt bedeuten kann. „Es war immer schön auf der Bühne zu stehen, aber ich habe auch gemerkt, wie stressig es für die Leute ist, die uns helfen.“
Dem neuen Prinzenpaar wünscht das ehemalige Kinderprinzenpaar eine gute Session: „Sie sollen die Zeit genießen und einfach Spaß haben“ betont die zwölfjährige Lucy.
Insgesamt um die 500 Mitglieder befinden sich in der Karnevalsjugend. Sie sind in 21 Vereinen in Dortmund aktiv. Ein striktes Auswahlverfahren gäbe es für das Prinzenpaar nicht, betont der erste Vorsitzende der Karnevalsjugend Maik Maevus. „Jungs sind grundsätzlich Mangelware bei uns, da sind wir froh, dass wir jedes Jahr drei zusammenbekommen.“ In anderen Städten würde auch nur eine Prinzessin gestellt werden, erzählt er, doch in Dortmund seien die Mitglieder stolz darauf, dass seit Jahren immer ein Kinderprinz gefunden worden sei.
Reinschnuppern in die Rolle
Bei den Mädchen sei die Suche einfacher, da viele von ihnen Interesse äußerten. Bevor sich die Kinder für ihre Rolle als Prinz oder Prinzessin entscheiden, dürften sie sich Auftritte anschauen oder, wie im Fall von Simon, als Teil der Gefolgschaft in einer Session mitmachen. „Die Kinder können so entscheiden, ob die Aufgaben des Prinz oder der Prinzessin etwas für sie sind“, erzählt Maik Maevus.
Idealerweise sei das Kinderprinzenpaar und ihre Gefolgschaft in der vierten Klasse. Der Nachmittagsunterricht in der weiterführenden Schule könnte in einzelnen Fällen mit Terminen kollidieren. Außerdem sei es für die Kinder in der Grundschule entspannter. Dass das Kinderprinzenpaar aber in diesem Jahr älter sei, sei kein Problem. „Die Kinder haben immer viel Spaß. Wir sind die, die in der Session dann gestresster sind“, erzählt die Betreuerin Petra Neumann.
Neben der Kinderprinzen-Proklamation veranstaltet die Karnevalsjugend Dortmund im Oktober die Veranstaltung „Bühne frei“. Alle aktiven Karnevalsvereine kommen an diesem Tag zusammen und stellen sich gegenseitig ihr Programm vor. „Es ist eine tolle Veranstaltung, um zu sehen, was die anderen Vereine machen und was für die eigene Feier gebucht werden kann“, erzählt der Vorsitzende Maik Maevus.
Wie die Session 2021/2022 für Simon, Vivienne und ihre Gefolgschaft ablaufen wird, ist coronabedingt unklar. Das Kinderprinzenpaar und alle Organisator*innen hoffen, dass sie so viele Termine wie möglich wahrnehmen können – denn Simon I. und Vivienne I. haben nicht zum letzten Mal das „närrische Volk“ begrüßt.
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