Seit mehr als 30 Jahren engagiert sich Werner Blanke in der Jugendarbeit. Während seiner Zeit beim Jugendring begleitete er wichtige politische Projekte, wie die Botschafter*innen der Erinnerungen und das Jugendforum. Außerdem ist er im ADFC tätig.
„Ich habe eine Woche lang geheult und hatte Heimweh. Es hat sich niemand um mich gekümmert und trotzdem wollte ich jedes Jahr wieder mit“, erinnert sich Werner Blanke an seine erste Ferienfreizeit mit den Pfadfinder*innen als Achtjähriger.
Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club in Dortmund, in dem sich Werner Blank seit Jahren engagiert, nimmt nur noch Kinder ab zehn Jahren mit auf ihre Touren. Denn eine Woche Fahrradfahren mit Programm sei sehr anstrengend für die jungen Teilnehmenden, weiß Werner Blanke. Er sitzt im Hinterzimmer der Geschäftsstelle des Vereins, während er über seine Zeit als Kind im Fahrradclub spricht. Die weißen Tische und Stühle in dem Seminarraum sind willkürlich zusammengeschoben. Im vorderen Büro dagegen ist alles ordentlich aufeinander abgestimmt. Die Lampe über dem kleinen Couchtisch in der Ecke des Raums haben Designstudierende extra angefertigt, erzählt er. Sie besteht aus einem alten Reifen, kleine LEDs sind in die Felge reingeschraubt worden.
Der ehemalige Vorsitzende der Radfahrjugend hat sich sowohl dienstlich als auch privat immer für den Kinder- und Jugendbereich engagiert. „Die Arbeit mit Kindern ist sehr lohnenswert. Ich merke, wie sich die Kinder entwickeln und ich habe sie oft bis ins Erwachsenenalter begleitet.“ Es sei immer schön, wenn die Älteren, die er lang nicht mehr gesehen hat, bei ihm anrufen und nach Ratschlägen fragen.
Mitarbeit im Jugendring
2001 gründete er die Radfahrjugend, die im selben Jahr in den Jugendring eingetreten ist. Seitdem war er für 15 Jahre selbst Mitglied im GA und seit 2007 bis 2016 Teil des Vorstands. „Ich habe mich damals breitschlagen lassen und übernahm den Posten des Kassierers“, erzählt Werner Blanke.
Während seiner Zeit beim Jugendring setzte der Vorstand viele Projekte um. Unter anderem hat er den Kinder und Jugendhilfeplan mitgestaltet, einer der sehr wegweisenden Beschlüsse damals, erinnert sich der Ehrenamtliche. Außerdem hat er zusammen mit dem damaligen Geschäftsführer Joseph Niehaus die neue Geschäftsführung ausgesucht und viele Gespräche mit Vertreter*innen des Jugendamts geführt.
Besonders die Aktionen gegen Rechts, die der Jugendring organisierte, sind ihm bis heute sehr wichtig. Auch in der Radfahrjugend hat er deshalb politische Veranstaltungen angestoßen. Zusammen mit der evangelischen Jugend organisierten sie Fahrraddemos gegen Rechts. Als Teil des Jugendrings können einfacher gemeinsame Projekte geplant werden, betont Werner Blanke. Auch die Radtouren seien durch die Mitgliedschaft des Jugendrings günstiger geworden. „Dass wir als anerkannter Träger der Jugendarbeit eher Zuschüsse von der Stadt Dortmund bekommen, hilft uns sehr. So können wir auch Kinder mitnehmen, die nicht aus gutbetuchten Elternhäusern stammen.“
Mehr interne Jugendarbeit
Das freue ihn sehr, da die jährlichen Radtouren der Höhepunkt der Radfahrjugend seien. Ihn habe es gefreut zu sehen, dass sich viele Kinder in der Gruppe weiterentwickelt haben und die Touren für sie ein besonderes Erlebnis seien. „Auch wenn sie sich manchmal auf die Straße gelegt und gesagt haben: „Ich fahre nicht weiter!“, war es trotzdem immer toll.“
Trotz der vielen schönen Erlebnisse während der Radtouren, fehlt laut Werner Blanke die Motivation, mehr interne Jugendarbeit zu leisten.
„Wir machen Vieles mit Kindern und Jugendlichen, was die Teilnahme am Straßenverkehr betrifft oder weiteres Fahrradtraining, aber zu wenig mit der Gruppe selbst.“ Er würde sich wünschen, dass es wöchentliche Treffen gäbe und die Radfahrjugend wieder mehr politische Angebote organsiert. „Das ist auch bei dem Klientel, die sich hier treffen, eher schwierig“, gibt er zu, „Nur weil ich Rad fahre, bin ich nicht direkt politisch interessiert.“ Daher würde er sehr gern die Aktionen gegen Rechts wieder aufleben lassen, um die Jugendlichen dazu zu bringen, sich mit der Politik zu beschäftigen.
Auch der Jugendring erweiterte sein politisches Angebot während Blankes Zeit im Vorstand. Die Botschafter*innen der Erinnerungen werden ins Leben gerufen. Diese sind Teil der Arbeitsstelle „Zukunft braucht Erinnerung“ des Jugendrings. Die Jugendlichen erstellen Biografien, besuchen historisch relevante Gedenkorte und organisieren Projekte in Schulen und mit der Stadt.
Die Umsetzung der Botschafter*innen der Erinnerung
„Ich bin damals dabei gewesen als der Bürgermeister die ersten Jugendlichen in der jüdischen Gemeinde in Dortmund als Botschafter zertifiziert hat“, erinnert sich Werner Blanke. Dieses Projekt sei ihnen allen im Vorstand immer sehr wichtig gewesen. Die Kinder und Jugendlichen müssen selbst die Geschichte aufarbeiten, um zu verstehen, was damals passiert sei, findet er.
Zusammen mit dem Jugendamt etablierten der Vorstand ein weiteres politisches Angebot: Das Jugendforum. „Die Idee dafür kam damals aus der Politik heraus und nicht von uns, wir sahen das Forum daher eher kritisch an.“ Der Austausch in den Foren läuft sowohl in den Stadtteilen als auch in einem größeren Format auf Stadtebene. Werner Blanke sieht jedoch auch die einzelnen Vereine in der Verpflichtung, sich politisch zu engagieren.
Für die Radfahrjugend sieht er großes Potenzial, sich umweltpolitisch zu beteiligen. „Für die Stadt Dortmund wäre es gut, wenn sich die Radfahrjugend zum Straßenverkehr äußert und Veränderung anstößt. Nicht nur der ADFC von oben.“
In seiner langjährigen ehrenamtlichen Arbeit habe er gelernt, dass viele Jugendliche mit der Zeit andere Interessen entwickeln und den Verein verlassen. Dennoch werde er sich weiter engagieren: „Ich sah immer einen Sinn in meiner Arbeit und habe mich beim Jugendring im Vorstand immer gut aufgehoben gefühlt. Mir war immer wichtig, dass die Stimmung untereinander gut war.“ Er hofft, dass sich der Jugendring weiterhin im Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie engagieren werde, da es von Bedeutung ist, die Relevanz der Jugendarbeit in die Politik zu tragen. Für die Zukunft wünscht er sich, dass die Botschafter*innen der Erinnerung ihre gute Arbeit fortsetzen und sich Vereine mehr zusammenschließen, um als Gruppe Veranstaltungen zu organisieren. „Es ist eine Stärke des Jugendrings, sich gemeinsam präsentieren zu können – das sollten wir alle mehr nutzen.“
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