Upcycling, Kerzen herstellen, Wandern gehen – das Programm der Naturfreundejugend in Dortmund ist vielfältig. Lelaina Otto, Lara Köster und Antonia Esch sind alle seit ihrer Kindheit bei den Naturfreunden. Sie verwirklichen sich in der Gruppe, die für sie wie eine zweite Familie ist. Mit welchen Klischees sie oftmals konfrontiert werden und was sie sich für die Zukunft wünschen, erzählen sie hier.
Entspannt sitzen Lelaina Otto und Lara Köster in der Küche zusammen. Das Licht ist gedimmt, sie unterhalten sich und lachen. Um sie herum stehen große Kartons, in denen sich Kerzenreste befinden – heute trifft sich die Naturfreundejugend bei Lelaina zu Hause, um Kerzen selber zu machen. Jeden Montag planen die Jugendlichen eine gemeinsame Aktivität. Mal geht es in einen Escape Room, mal ins Superfly oder zu einem der Mitglieder nach Hause.
Die Gruppe ist für alle offen, erzählt Lara. Ob 14 oder 28 Jahre alt, alle können vorbeikommen und bei den Aktivitäten mitmachen. Sie selbst ist seit ihrem sechsten Lebensjahr dabei, da ihre Mutter bei den Naturfreunden aktiv war. „Ich war bei Kinder- und Jugendfreizeiten dabei, habe aber auch ein paar Jahre lang nicht so aktiv mitgearbeitet.“ Über die Jahre hat sie sich wieder aktiver in die Gruppe eingebracht und war mehrere Jahre im Landesausschuss der Naturfreundejugend NRW und ist aktuell in der Landesleitung aktiv.
„Wir planen mit der Naturfreundejugend so viele verschiedene Angebote: Wir waren früher viel auf Demos zusammen und haben Transpis gemalt, wir waren bei Straßenfesten, wir haben auch eine eigene Klettergruppe“, erzählt Lara und wirft lachend ein: „Da bin ich aber nicht, weil ich nicht gern klettern gehe.“ Anders als in Bochum ist das Naturfreundehaus in Dortmund nicht der beliebteste Platz für die Treffen der Jugendgruppe. „In Bochum gibt es einen eigenen Raum für die Jugend, den man auch selbst gestalten kann. Das ist natürlich sehr cool.“
Naturjugendfreunde: Soziale Aspekte und Nachhaltigkeit
In Dortmund sei das Haus eher am Stadtrand in Lütgendortmund und daher nicht so gut zu erreichen. Für niemanden ist es verpflichtend, Angebote selbst zu organisieren, Lelaina plant dennoch gern Treffen. „Mir macht es Spaß, meinen Lifestyle in der Gruppe auszuleben und teile das auch gern mit den anderen “, erzählt sie. Die 22-Jährige interessiert sich unter anderem für das Upcycling, bei dem alte Gegenstände wiederverwertet werden. In der Gruppe haben sie auch schon Upcycling betrieben. Lelaina war 2008 zum ersten Mal auf einer Naturfreundefreizeit und engagiert sich seit 2015 in der Jugendgruppe. Besonders der soziale Aspekt ist ihr, neben nachhaltigen Themen, sehr wichtig.
„Wir haben uns im letzten Winter an den Gabenzäunen in Dortmund beteiligt oder organisieren einen Kleidertausch in Bochum“, erzählt Lelaina. Auch sie persönlich hat die Jugendgruppe weitergebracht. Sie habe viele enge Freund*innen gefunden und sei über sich selbst hinausgewachsen. „Ich bin eher introvertiert und hätte mir vorher zum Beispiel nie zugetraut, eine Ausbildung zur Teamerin zu machen. Ich bin wirklich aufgeblüht in der Gruppe“, sagt die Dortmunderin.
Auch Antonia Esch weiß das Zugehörigkeitsgefühl zu schätzen. „Ich war zwei Jahre wegen Corona und anderen Umständen nicht bei den Treffen und beim Wiedersehen hat es sich genauso angefühlt wie früher.“ Im Gegensatz zur Schule, habe sie in der Jugendgruppe schnell Anschluss gefunden, erzählt sie. Lara nickt zustimmend, während sie Antonia zuhört, und fügt an: „Wir sind hier wirklich eine kleine Familie.“
Offenes Angebot für alle die Lust haben
Alle drei haben außerhalb der Gruppe häufig erklären müssen, welche Angebote es bei den Naturfreunden gäbe. „Ich wundere mich immer, dass so viele nicht wissen, was wir machen. Und höre manchmal komische Sprüche. Einmal fragte mich jemand, ob wir die ganze Zeit nur Bäume umarmen würden“, erinnert sich Antonia und alle im Raum lachen. „Manchmal sind die Leute skeptisch, so als ob wir die ganze Zeit im Wald leben würden. Aber wenn man ihnen dann erklärt, was wir machen, sind viele sehr interessiert“, betont Lelaina. Auch an diesem Abend ist eine neue Person beim Kerzenmachen dabei. Antonia hat eine Freundin mitgebracht. „Bei uns kann jeder und jede mitmachen, man muss sich nicht direkt als Mitglied anmelden. Und auch nur die Leute, die die Energie und Lust haben, organisieren Treffen“, erzählt Lara.
Neben den Treffen in der Woche, organisieren die Naturfreunde Dortmund Freizeiten, Ausbildungen zu Teamer*innen und bieten Bundesfreiwilligendienste an. Antonia war im Jahr 2018 für 12 Monate als Freiwillige aktiv. „Ich habe so viel gelernt und selbst organisiert. Dadurch bin ich viel selbständiger geworden“, erinnert sie sich. Auch die Freizeiten waren für sie immer ein Highlight: „Auf einer Freizeiten waren einmal 180 bis 200 Kinder dabei, die eine richtig gute Zeit hatte, ich war stolz zu sehen, was wir alles für die Kinder auf die Beine stellen konnten.“ Besonders gut finden die drei, dass die Freizeiten seit diesem Jahr komplett vegetarisch seien. „Es wurde zwar auch immer veganes oder vegetarisches Essen angeboten, aber es kam immer ein wenig drauf an, wer von den Köchen mitgefahren ist. Dass es jetzt ein allgemeiner Beschluss ist, finde ich richtig gut“, erzählt Antonia
Diskurs in der Gruppe fördern
Neben den Erlebnissen auf den Freizeiten und den Gruppenstunden sei es den drei Naturfreundinnen sehr wichtig, dass der Diskurs in der Gruppe gefördert wird. Obwohl die meisten in der Gruppe ähnliche politische Ansichten haben, werde sich immer viel ausgetauscht. „Wir sind eine sehr offene Gruppe, mit der man über alles reden kann. Natürlich akzeptieren wir kein diskriminierendes Verhalten“, erzählt Lara. In der Gruppe kämen alle sehr gut miteinander klar und Kritik werde immer persönlich geäußert.
Für Antonia ist es klar, dass auch bei der Jugendgruppe der Naturfreunde politische Bildung passiert. „Politisches Engagement passiert nicht nur in Jugendgruppen von Parteien. Auch wir reden viel mit Kindern und Jugendlichen über aktuelle Themen.“ Auch Lara ist besonders das Weitergeben von eigenen Ideen wichtig. „Wir inspirieren uns gegenseitig und lernen viel von den anderen Mitgliedern, wenn sie bereit sind, ihr Wissen weiterzugeben.“
Wie in vielen Jugendgruppen, hofft auch die Naturfreundejugend mehr Mitglieder zu erreichen. Besonders mit 16, 17 oder 18 Jahren hören die meisten auf, sich in ihrer Gruppe zu beteiligen, erzählt Lara. Mit der Jugendgruppe versuchen sie weiterhin Angebote an jüngere Mitglieder zu richten. Auch Kindergruppen seien im Gespräch, um auf die Bedürfnisse der Kleineren einzugehen. „Mir macht das Zusammensein hier so viel Spaß, dass ich hoffe, dass noch mehr Leute zu uns kommen und dasselbe erleben können“, erzählt Lara.
Mehr Informationen zu der Naturfreundejugend in Dortmund findet ihr hier.
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