Unsere Geschichte

Myriel, Marie und Phil: Sozialistische Kinder- und Jugendarbeit bei den Falken

Welche Rechte habe ich als Kind? Wie kann ich mich politisch einbringen? Was bedeutet es solidarisch zusammenzuleben? Mit diesen und weiteren Fragen setzen sich die Falken auseinander. Wir haben die Vorstandsmitglieder Myriel Rohrbach, Marie Hahn und Phil Herrmann besucht und mit ihnen über ihr Ehrenamt gesprochen.

Große Laubbäume werfen ihre Schatten auf das alte zweistöckige Haus in Scharnhorst. Schon von der Einfahrt aus ist es durch seine gelbe Farbe nicht zu übersehen. Manche Stellen wurden mit weißer Farbe übermalt, auch das gelb ist ein wenig verblasst. Um das Haus herum sitzen Leute auf den Wiesen. Sie lassen sich die Herbstsonne ins Gesicht strahlen, während sie auf Holzstühle an Tischen sitzen. Ein großes weiß-rotes Schild, das sich am Fenster links neben der Eingangstür befindet, weist auf die Grupperäume in Inneren des Gebäudes hin.

Das Symbol des Verbands, der Falke, bedeckt eine Ecke des Schilds. Auch eine Zeichnung eines Zeltes ist zu sehen. „Die Zeltlager sind das Herzstück unserer Arbeit“, erzählt Myriel Rohrbach. Die 22-jährige Studentin ist seit zehn Jahren bei den Falken.

Ihre Tante, die sich in Castrop-Rauxel engagiert, hat ihr von den Falken erzählt. „Ich hatte Glück und konnte spontan direkt mit ins Zeltlager fahren, weil jemand abgesprungen ist. Mir hat es so gut gefallen, dass ich immer noch dabei bin.“

Großgeworden bei den Falken

Für die Lehramtsstudentin sind die Falken nun ein Teil von ihrem Leben, die Menschen, mit denen sie die Kinder betreut, sind zu Freund*innen geworden. Eine von ihnen ist Marie Hahn. Die 22-Jährige ist mit den Falken großgeworden. Ihre Eltern haben sich vor Jahren bei der Organisation kennengelernt und selbst Zeltlager und Gruppenstunden organisiert. „Und jetzt mache ich das, was meine Eltern früher gemacht haben.“  Sowohl Marie als auch Myriel sind Beisitzerinnen im F-Ring für Kinder bis 13 Jahre.

Der Unterbezirk Dortmund gliedert sich in elf Ortsverbände, die in den Stadtteilen eigene Gruppenstunden oder Ausflüge organisieren. „Die Falken sind ein sozialistischer politischer Kinder- und Jugendverband. Wir setzen den Fokus auf eine sozialistische Erziehung. Wir beschäftigen uns aber zum Beispiel auch mit der Arbeit gegen Rechts“, fasst Phil Herrmann die Arbeit zusammen. Er ist wie Marie in Scharnhorst tätig und leitet den SJ-Ring für alle ab 14 Jahren.

 Im Gegensatz zu Marie und Myriel ist Phil erst als Jugendlicher zu den Falken gestoßen. Seine Schwester ist seit Jahren bei dem Falken. „Mit 15 war ich zum ersten Mal dabei, aber erst ein Jahr später hat es mich so richtig gepackt.“ Über die Jahre ist sein Engagement immer weiter gestiegen, erzählt der Auszubildende.

Kinder über ihre Rechte aufklären

Ihr Umfeld nimmt die Arbeit der Dreien sehr positiv auf, nur manchmal gerät man an Leute, die die Arbeit der Falken missverständen, erzählt Phil. „Ich wurde auch schon als DDR-Fanatiker betitelt und versuche dann sachlich zu erklären, was wir bei den Falken machen. Manchmal wollen die Leute einem aber auch nicht zuhören.“

Auch Marie und Myriel müssten sich öfters erklären. „Mir wurde einmal auf einer Party gesagt, dass ich eine Rarität sei“, erzählt Marie und lacht. „Ja wir sind über die Jahre weniger geworden bei den Falken, aber so weit sind wir nun nicht.“  

Da sie selbst schon immer ein Teil der Falken war, weiß sie zu schätzen, wie wichtig es ist Kindern ein Freizeitangebot zu geben und über die Schule hinaus wichtige Themen anzusprechen. „Viele Kinder wissen gar nicht, was ihre Rechte sind und wie es ist selbstbestimmt zu sein“, erzählt die Grundschullehramtsstudentin und rückt ihren Stuhl zurecht. Der Stoffbezug des Stuhls ist mit einem Kind verziert.

Darum sind Paragraphenzeichen verteilt. Überall auf dem Gelände werden die Kinderrechte thematisiert. Sei es der Boden, auf dem mit bunter Kreide „Platz da für Kinderrechte“ geschrieben ist oder die Container vor dem Haus, die in bunten Farben angemalt sind. „Our Rights our Future“ steht in großen Lettern auf ihnen.

Wir versuchen nicht mit Frontalunterricht, sondern altersgerecht und spielerisch auf diese Themen aufmerksam zu machen.

Myriel über das Projekt „Kids Courage“

Marie betont weiterhin, dass es wichtig sei in den Zeltlagern und Gruppenstunden mit den Kindern über ihre Rechte ins Gespräch zu kommen. „Viele Kinder wissen nicht, dass sie ein Recht auf Freizeit haben oder auch nicht immer alles machen müssen, was ihre Eltern von ihnen wollen.“

Neben den Gruppenstunden bieten die Falken das Projekt „Kids Courage“ an. Schulen oder Einrichtungen können das Module „buchen“ und wir erarbeiten dann mit den Kindern ihre Rechte. Das Projekt käme bei den Kindern immer sehr gut an, betont Myriel.

„Platz da für Kinderrechte“. Foto: Karsten Wickern.

„Wir versuchen nicht mit Frontalunterricht, sondern altersgerecht und spielerisch auf diese Themen aufmerksam zu machen“, erklärt sie ihr Vorgehen bei Kids Courage.

Auch im Allgemeinen gehe es bei den Falken darum den Kindern auf Augenhöhe zu begegnen, betont Phil. „Wir fangen natürlich nicht damit an Marx im Lesekreis mit den Sechsjährigen zu besprechen“, erzählt er und lacht.

Phil freut sich, wie gut die verschiedenen Angebote wahrgenommen werden. Besonders nach der langen Corona-Pause, sei es sehr schön gewesen mit den Kindern und den anderen Helfenden ins Zeltlager zu fahren.

Instagram-Beiträge zur Bundestagswahl

„Die Zeltlager sind immer sehr schön, weil man mehr Zeit mit den Kindern verbringen kann und am Abend auch mit den anderen Helfenden zusammensitzen kann. Diese Mischung macht´s immer sehr schön“, erzählt Myriel. Auch für Phil sind die Zeltlager das Highlight. In diesem Jahr konnte er zum ersten Mal als Helfer mitfahren, da es sonst mit der Ausbildung nicht funktioniert hatte. „Es ist einfach toll zu sehen, wie die Kinder sich in den zwei Wochen verändern. Die gehen dann zum Beispiel viel reflektierter mit ihrer Sprache um.“

Neben den Gruppenstunden gibt es auch einzelne Projekte zu aktuellen Themen. „Wir machen immer etwas zu den Wahlen in Dortmund“, erzählt Marie. In diesem Jahr haben die Kandidat*innen in kleinen Videos für die Instagram-Seite Fragen der Falken beantwortet. Phil hat diese zusammen mit den Jugendlichen der Falken entwickelt. „Wir haben extra mehr Zeit eingeplant und über drei Wochen lang die einzelnen Videos täglich auf die Seite gestellt“, erzählt der 21-Jährige.

Die Falken hat es sehr gefreut, dass fast alle Parteien auf ihre Anfrage reagiert hatten und sich die Zeit genommen haben. „Es hat mich echt gewundert, wie professionell das teilweise aussah. Das war echt cool“, findet Marie.

Politische Themen im Freund*innenkreis

Auch neben ihrer Arbeit bei den Falken sind die drei sehr politisch interessiert, achten aber darauf mit wem sie sprechen. „Ich diskutiere privat oft, aber versuche Politisches aus meiner Lohnarbeit rauszuhalten, damit es da keine Spannungen gibt“, erzählt Phil. Besonders für Marie, die mit den Falken großgeworden ist, war es früher schwieriger zu verstehen, wie ihre Mitschüler*innen denken. „Es war schon so, dass ich das Gefühl hatte, das ihnen andere Werte wichtig sind. Da war es schon manchmal moralisch schwierig eine Freundschaft zu halten“, erinnert sie sich.

„Wenn es um den Hype, um die neue Hose von Holister ging, habe ich das nicht verstanden. Ich konnte mich oft nicht mit den anderen identifizieren“, erzählt die 22-Jährige. Phil nickt zustimmend. Auch er verstehe oft nicht, warum Menschen bestimmte Strukturen nicht hinterfragen würden. Es gehe ihm dabei nicht eine bestimmte Person zu kritisieren, sondern mehr Aufmerksamkeit darauf zu legen, warum es diese Probleme gäbe. „Oft wird gar nicht darüber nachgedacht, dass es am System liegt. Es ist das, was wir verändert müssen“, findet er. Genau dort wollten die drei mit ihrer Arbeit ansetzen und Kinder und Jugendliche unterstützen.

Mehr Infos über die Falken findet ihr hier.

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